Alpenüberquerung mit meiner 4N

Allgemeine Fragen rund um die M / Prima Mofas. Auch Fahrzeugvorstellungen sind hier gerne gesehen.
neu1904
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Re: Alpenüberquerung mit meiner 4N

Beitrag von neu1904 »

Ja, zumindest waren vorab 1000 Plätze vergeben.
Und man darf dabei nicht vergessen, dass natürlich auch viele Töffli-Verrückte aus der Region ohne Startnummer zum Fahrerfeld gestoßen sind, um einfach mal nur so ein paar Kilometer mitzuschwimmen, oder gar die ganze Tour mitzuerleben. :thumbup:

So, wir haben wieder den 06.09., es ist 12:25 Uhr, also gerade fünf Minuten nach dem Start, als Frank mit seiner Prima 5 das erste Mal rechts ranfährt und den bereits Vortags vermuteten Leistungsverlust bestätigt.

Es sind noch maximal 25 km/h drin! :think:

Optimistisch entscheiden wir uns natürlich zur Weiterfahrt, leichtes Werkzeug für die Notreparatur ist ja dabei. Wird schon gutgehen!
Wir fahren durch die ersten zwei Orte mit vielen Begeisterten Zuschauern am Straßenrand.
Als wir nach drei bis vier Kilometern an der ersten Kneipe vorbeikommen, steht dort gefühlt das halbe Fahrerfeld geparkt am Straßenrand, bzw. sitzt im Biergarten :lol: .
Es geht eben nicht um Geschwindigkeit, sondern um Konstanz :geek:
Nachdem die Hobel so langsam auf Betriebstemperatur sind ( wir haben noch keinen einzigen Höhenmeter gemacht :thumbdown: ) wird es mit Franks Leistungsabfall immer schlimmer.
Die Tachonadel zittert nur noch knapp über der 20 km/h Marke und ich beginne Frank vor mir her zu schieben

--Meine gute Automatik leistet schier übermenschliches :mrgreen: -

Nach etwa 10 km gings wieder rechts ran. So konnten wir keine Steigung angehen.
P1070801.JPG
(ein Reparaturversuch, man beachte Franks Gesichtsausdruck :( )
Zündkerze raus--rabenschwarz trotz mehrerer km Volllastfahrt--
Der Vergaser wird nachjustiert und da bereits eh feststeht, dass ein kapitaler Schaden zu erwarten ist, wird auch noch der Luftfilter entfernt, um überhaupt noch irgendwie vom Fleck zu kommen.
Ein neues 505er Triebwerk lag ja schon in Teilen zu Hause bereit.

Nach einem weiteren Kilometer war endgültig Schluss. Frank entschloss sich umzudrehen, so lange das Herz des guten alten Sachs noch schlug, um wenigstens noch irgendwie wieder an den Ausgangspunkt zu kommen.
Unterwegs wollte er noch den letzten Reparaturversuch an einer markenfreien Zweiradschmiede vornehmen lassen und sich von dort noch mal über Handy bei uns zu melden.
Die Enttäuschung saß tief. Monatelange Vorbereitung und Vorfreude, sowie die Aussicht ein gigantisches Erlebnis zu verpassen, war Frank im Gesicht abzulesen :sick: .
Schweren Herzens trennten wir uns und gingen nun zu zweit in den ersten Anstieg.


Fürs Protokoll:

Frank wurde auf der Rückfahrt bei besagter Zweiradwerkstatt ein Pleuellagerschaden diagnostiziert. Immerhin schaffte er es aber noch aus eigener Kraft zurück :thumbup: .

An dieser Stelle noch mal ein besonderes Lob für das Red-Bull-Team vor Ort! Als Frank mit hängendem Kopf am Flugplatz zurückkehrte wurde er sehr nett und tröstend empfangen und konnte sogar noch den angebotenen Kaffee in ein Freibier umtauschen. Dafür Daumen hoch!!!



Und hier nun der Beginn des ersten Aufstieges, sowie die Anteilnahme der Anwohner :lol: :
P1070802.JPG
Und da sollte auch irgendwo das Ziel, also die erste Passhöhe, der Col du Pillon, auf 1546m sein
P1070806.JPG
Unterwegs trafen wir immer mal wieder auf eine Art "Karla Kolumna". Das war eine Mitarbeiterin der Thuner Nachrichten, die immer mal wieder an der Strecke Teilnehmer Interviewte, so wie hier an einer Baustellenampel.
P1070807.JPG
Der Anstieg an sich gestaltete sich schwierig, weil Simons Chiao immer wieder einfach aus ging und bei mir permanent die Kupplung durchrutschte.
Wie sich später herausstellen sollte hatte ich einfach nicht genügend Getriebeöl nachgefüllt!
Wie peinlich :oops:

Irgendwie schafften wir es aber dann doch zu zweit über die erste Hürde und genossen die Abfahrt.

Was sollte jetzt noch passieren???

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Michael W.
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Re: Alpenüberquerung mit meiner 4N

Beitrag von Michael W. »

Tolle Schreibe! :D

Da fragt man sich wirklich warum man nicht dabei war... :oops:

Danke für die schönen Berichte,

weiter so,

:wave:
Micha
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stefankausk
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Re: Alpenüberquerung mit meiner 4N

Beitrag von stefankausk »

:thumbup: :thumbup: :thumbup:
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neu1904
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Re: Alpenüberquerung mit meiner 4N

Beitrag von neu1904 »

Eines ist seltsam.

Wo ich jetzt hier sitze und meine Erinnerungen niederschreibe fällt mir auf, dass ich von dem ersten Anstieg und dem Großteil der Abfahrt eigentlich gar keine Bilder mehr im Kopf habe. :eh:
Ob es die Angst des eigenen Scheiterns ist, der Ausfall von Frank, der drohenden Ausfall von Simon, dessen Piaggio immer wieder den Dienst aufgibt, oder mit dem Vorabend :sick: zusammenhängt ?

Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allem.
Offensichtlich wird mein Kopf durch den rauschenden Fahrtwind bei nahezu kontinuierlichen 50 km/h auf der rasenden Abfahrt wieder etwas freigespült :roll:

Die wichtigste Erkenntnis:
Der 505 hält :thumbup:

Irgendwann ziehen sich die Serpentinen länger und gehen schließlich in ein sich weit öffnendes Tal mit geraden Gefällestücken über. Die Routmap spricht hier von "Les Diablerets".

Wir biegen links ab und können zeitgleich schon den Aufstieg zum Dach der Tour, dem "Col de la Croix" auf 1778m erkennen.

Sanft rollen wir über eine schmale Teerstraße in den folgenden Anstieg ein, der für Simon eine überraschende Erkenntnis bringen soll.
Hier mal ein Bild etwa auf der Hälfte des Aufstieges:
P1070808.JPG
Simons Chiao läuft mittlerweile absolut im Grenzbereich. Immer wieder streikt sein Aggregat, bis er schließlich etwa nach zwei Drittel der Steigung von Aufgeben spricht. Und das ganze bei so einem Ausblick:
P1070811.JPG
Sein Gesichtsausdruck spiegelt nicht wirklich die Gemütsage wieder. Dies ist tatsächlich der Moment, als wir uns schon voneinander Verabschiedet haben und ich noch ein letztes Foto machen wollte.
Simon beabsichtigte sich von dem Besenwagen (ein Transporter, der alle Gestrandeten einsammelte, übrigens auch hervorragend organisiert) abholen lassen wollte.
Sein Motor machte beim Durchdrehen wirklich grauenvolle Geräusche. :thumbdown:

Ich konnte ihn schlussendlich aber doch noch dazu überreden den Zweitakter einfach mal abkühlen zu lassen und so nach einer viertel Stunde noch mal einen finalen Startversuch zu unternehmen.

Und tatsächlich, die Italienerin sprang an :D :D :D

Fassungslos vor Glück folgte nun einer der schönsten Teile der Tour mit unserer Ankunft auf dem fast 1800m hohen Kontrollpunkt.

Hier mal in bewegten Bildern, aus meiner Sicht:

https://www.youtube.com/watch?v=0lsbanfusI0

sorry, aber irgendwie funktioniert es mit dem Verlinken nicht. Ich arbeite daran......
edit:
danke für die Hilfe :thumbup: :wave: , jetzt hat es auch hier geklappt.
Zuletzt geändert von neu1904 am 15.05.2015 22:50, insgesamt 3-mal geändert.

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Michael W.
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Re: Alpenüberquerung mit meiner 4N

Beitrag von Michael W. »

Hi!

Ich darf mal helfen mit dem Link.

Cool! :wave:

Micha
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Re: Alpenüberquerung mit meiner 4N

Beitrag von neu1904 »

Ich weiß nicht genau, ob man es erkennen kann, aber dieses Ding hatte tatsächlich ein Teilnehmer den ganzen Tag auf dem Rücken:
P1070815.JPG
Es sah aus, wie der obere Teil eines Strommasten. Daran war eine Flasche Schnaps mit einer speziellen Zapfarmatur befestigt. Dazu verschiedene Skalen und Anzeigen.
Hätt ich gerne in meiner Kellerbar... :lol:

So, kommen wir mal zu Simons Erkenntnis.
Nach einer Grillwurst plus Getränk (im Startpreis waren mehrere Verpflegungsbons inbegriffen :thumbup: ) und weiteren lustigen Begegnungen machten wir uns an die Abfahrt.
Simon vorweg, damit ich ihn bei weiteren Problemen sofort im Blick hatte.

...und was soll ich sagen?
Im Verlaufe der Abfahrt fiel es mir immer schwerer an ihm dran zu bleiben. Seine kleine "Mistkrücke" wurde schneller und schneller.
Offensichtlich hatte er sie nun "freigeblasen" und war kaum nochzu halten :o

Keine Ahnung, ob da was im Vergaser, Auspuff oder Motor war, fortan war Simon immer den berühmten Wimpernschlag schneller als ich.
Das störte mich aber keineswegs, war ich doch sicher, dass wir nun auch gemeinsam ankommen würden.

Die Abfahrt zog sich schier endlos. Ich meine insgesamt 30 oder 35 km, aber immer wieder bot sich rechts und links der Piste ein grandioser Ausblick.
Nach einem kurzen Besuch in einem kleinem Cafe, an dem die Teilnehmerstetig einzeln und in kleinen Gruppen vorbeirauschten, machten wir uns auf zum letzten Anstieg, auf den "Col des Mosses" auf 1445m.

Relativ früh im Anstieg erlebte ich die Hauptrolle in einem ungleichen Duell, welches ich so nicht erwartet hätte...

https://www.youtube.com/watch?v=lI3YqAsuT8M

:lol: :lol: :lol: Offensichtlich ersetzt nun co2 EPO :lol: :lol: :lol:

Auf der letzten Passhöhe zog sich das Wetter kurzfristig etwas zu, aber im Laufe der erneut grandiosen Abfahrt sollten wir wieder in die Sonne reiten.

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